Virtuelle oder physische Karte, das ist hier die Frage!
Laut der EZB wurde im Jahr 2019 bereits jede vierte Online-Zahlung mit einer elektronischen Zahlungslösung ausgeführt. Hat die physische Karte bald ausgedient und wie werden virtuelle Karten das Bezahlen verändern? Bei Zahlungen sind Abwicklungsrichtlinien und Sicherheitsmerkmale ein wichtiger Bestandteil des Zahlungsprozesses. Aber der Markt für herkömmliche elektronische Zahlungen ist für Handelsplattformen teuer und daher reif für Veränderung. Doch welche Zahlungsmittel könnten möglicherweise die physische Karte ablösen, muss es zwingend die virtuelle Karte sein? Wir werfen einen genauen Blick auf den aktuellen Zahlungmarkt und stellen die verschiedenen Methoden, Technologien und mögliches Disruptionspotential auf.
Welche Kartentypen, physisch und virtuell, gibt es?
Seit der EU-Verordnung 751 von 2015 sind KartenausgeberInnen dazu verpflichtet, ihre Karten so zu kennzeichnen, dass man den Kartentyp eindeutig identifizieren kann. So wissen Sie als KarteninhaberIn und die jeweiligen ZahlungsempfängerInnen genau welche Karte vorliegt. Bei den physischen sowie den virtuellen Zahlungskarten gibt es die Guthaben-, Debit-, Kredit- oder Firmenkarten.
Wenn eine Transaktion mit einer Debitkarte gemacht wird, wird der entsprechende Betrag direkt vom Konto des Karten- oder Kontoinhabers abgebucht. Bei Kreditkarten werden die Beträge nicht direkt vom Konto abgebucht, sondern KarteninhaberInnen erhalten periodische beispielsweise monatliche Abrechnungen über alle Transaktionen dieses Zeitraums. Die Abrechnungsbeträge können dann entweder direkt und in der vollen Höhe oder in Raten bezahlt werden. Wenn es sich um geschäftliche Karten handelt, dann findet sich auf der Kreditkarte die Kennzeichnung „commercial“ oder „business“. Letztlich gibt es auch noch die Prepaidkarten, die auf einer Guthaben-Aufladung basieren. Sie können mehrfach aufgeladen werden oder einmalig mit einem fixen Betrag ohne Wiederaufladungsmöglichkeit sein.
Welche Technologien kommen aktuell zum Einsatz?
Die Technologien, die bei einer Transaktion verwendet werden, hängen von der Zahlungsart ab. Zum einen gibt es die NFC-Technologie (Near Field Communication), die uns das kontaktlose Bezahlen ermöglicht. Bei einer Transaktion muss kein physischer Kontakt zwischen dem Kartenterminal und der Karte mehr vorliegen, damit die Karteninformationen ausgelesen werden können. Bis zu Beträgen von 50 Euro kann in der Regel ohne zusätzliche Authentifizierung von KarteninhaberInnen bezahlt werden. Diese authentifizierungsfreien Beträge variieren jedoch von Kartenorganisationen und ausgebenden Banken.
Ein Großteil der physischen Zahlungskarten haben einen Chip und Magnetstreifen, die die Karteninformationen beinhalten. Diese Informationen werden ebenfalls am Kartenterminal ausgelesen, dafür muss die Karte jedoch in das Gerät gesteckt werden.
Wenn online bezahlt wird, werden mitunter optische Zahlungsmethoden wie Bar- und QR-Codes verwendet. Hier wird in einer App auf dem Smartphone des Kontoinhabers ein optischer Coder erstellt und angezeigt. Per Handscanner können die Akzeptanzstellen diese dann am Terminal auslesen und der Zahlungsvorgang abgewickelt werden.
Mehr zu den Zahlungsarten
Neben dem Bargeld ist die physische Karte aktuell die beliebteste und meistverwendete Zahlungsart. Eingangs haben wir bereits über die unterschiedlichen Kartentypen gesprochen. Seit mehreren Jahren gibt es inzwischen das Mobile Payment als Alternative zur physischen Zahlungskarte. Beim Mobile Payment hinterlegen Sie eine Karte bzw. die Karteninformationen in einem digitalen Wallet. Ein Digital Wallet auf dem Smartphone beschreibt die Verwendung von sicher digitalisierten Karteninformationen und Identifizierungsmerkmale sowie Kontodaten, wenn gewünscht. Die Zahlung wird dann am Kartenterminal mittel NFC oder optischen Zahlungsmethoden abgewickelt. Manche Mobile Payments Anbieter fordern biometrische Merkmale (z.B. Fingerabdruck, Iris- oder Gesichtsscan) der KarteninhaberInnen zur Authentifizierung an. Seit kurzem können auch Wearables wie Smart Watches oder Armbänder zur Zahlung mit Digital Wallets verwendet werden. Sowohl Apple, Google als auch Samsung bieten entsprechende Technologien zur Abwicklung von Zahlungen mit ihren Endgeräten an. Die meisten Wearables sind mit MicroTags (einer micro-Karte für NFC-Zahlungen) ausgestattet, um die Zahlung zu ermöglichen.
Müssen wir uns bald von physischen Zahlungskarten verabschieden?
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass physische Zahlungskarten in naher Zukunft von der Bildfläche verschwinden. Die Akzeptanz gegenüber virtuellen Zahlungsmethoden ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Folgt man der Meinung von Experten und Expertinnen im Finanzsektor werden physische Karten noch vor dem Bargeld vom Zahlungsmarkt verschwinden. Da die neuen Technologien, wie NFC und Mobile Payments, die Zahlung auch ohne physische Karte ermöglichen. In anderen Ländern wie China und den USA gehört mobiles Bezahlen schon lange zu den eher gängigen Zahlungsmethoden. Es ist denkbar, dass vor allem beim stationären Bezahlen im Einzelhandel die digitalen Zahlungsmethoden zunehmen werden. Bei einer Befragung der Deutschen Bundesbank 2020 gaben nur 13 Prozent der Befragten an, dass sie das Smartphone schon fürs mobile Bezahlen verwendet haben. Demgegenüber steht ein Anteil von 60 Prozent der Barzahlungen in Deutschland.
IoT könnte die Bedeutung unseres Geldbeutels revolutionieren
Zahlungsmethoden entwickeln sich konstant weiter und wir werden sicherlich neben den rein virtuellen Zahlungskarten noch andere Methoden sehen, die auf den Markt drängen Glühende Vertreter des Internet der Dinge (IoT = Internet of Things) malen gar eine Welt, die mit voll automatisierten stillen Bezahlvorgängen auskommt. In diesem sind Gegenstände transaktional und führen automatisch Transaktionen aus. Zum Beispiel zahlt das Auto an der Tankstelle selbst fürs Benzin oder das Parken in der Innenstadt.
Dieses Szenario ist jedoch mit den heutigen Zahlungsarten noch nicht umsetzbar und bleibt Zukunftsmusik. Denn aktuell verwendet immerhin noch jeder Einwohner und jede Einwohnerin in Europa rund 1,7 physische Zahlungskarten (Quelle: EZB 2020). Eine drastische Veränderung unseres Bezahlverhaltens ist vielleicht noch weit, jedoch wird ohne Zweifel eine graduelle Umschichtung zu neuen Zahlungsmethoden stattfinden. Dieser Trend hin zu digitalen Zahlungsverhalten kann weltweit beobachtet werden, da es einfacher ist nur ein Zahlungsmittel für alle Transaktionen zu verwenden. Aber Bargeld wird jedoch sehr wahrscheinlich weiter im Zahlungsverkehr bestehen bleiben. Bargeld kann fast schon ein kultureller Wert zugeschrieben werden, dem länderspezifisch und vor allem bei intransparenten Märkten noch eine hohe Bedeutung zukommt.
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